Hans Dieter Kauth
Acrylbilder
Hans Dieter Kauth kennzeichnet sich selbst nicht als Maler sondern als Bildermacher. Die Grundstruktur seiner Bilder stellt er zumeist direkt aus dem Armschwung und aus der Tube heraus her und trägt die Farbe weniger mit Pinseln, als mit Fingern und Lappen auf. Gelegentlich appliziert er Blattgold.
Seit etwa 2009 spielen die Streifen von zunächst aufgebrachter und dann im Verlauf des Gestaltungsprozesses wieder abgelöster Klebestreifen in den Farbkonvoluten der Bilder von H.D.Kauth eine zentrale Rolle. Sie erscheinen als Ausgangspunkt einer Bildidee, als Skelett bzw. als Rückgrat, als Hindernisse im Malschwung oder auch als Kristallisationspunkte.
Die unterlegten Titel geben Hinweise auf Aufbau und Struktur der Bilder, wollen deren Lesbarkeit erleichtern, aber keinesfalls der eigenen Deutung und Empfindung des Betrachters im Wege stehen.
Präludium: S´ ist Krieg
(Ukraine: 2022,2023,2024, …?)
Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat den Künstler emotional stark mitgenommen. Er hat selbst den zweiten Weltkrieg und seine Folgen noch hautnah miterlebt. Aus diesem Schock hat er fünf Bilder gestaltet, indem er seine Empfindung jeweils in einem Zug auf die Leinwand geworfen hat. Dabei bediente er sich stilistischer Mittel, die er auch bei der Arbeit an den Bildern zum Projekt HIMMEL + ERDE nutzen konnte.
Projekt: HIMMEL + ERDE
„Und die Erde war wüst und leer…“. So steht es am Anfang der biblischen Schöpfungsgeschichte – und wir befinden uns möglicherweise am Ende.
2022 - 2024 arbeitete der Künstler H.D. Kauth an einem Zyklus von jetzt 25 Acrylbildern zur Umweltproblematik – HIMMEL + ERDE.
Die Landschaften sind jeweils stereotyp geprägt durch fast waagerechte Horizontlinien, darüber einen azurblauen Himmel und darunter eine wüste und menschenleere Erde.
Den Vordergrund beherrschen - teils in grotesker Perspektive – desolate zivilisatorische Hinterlassenschaften, sowie auch monströs degenerierte Lebewesen, grob skizziert, in plakativ monochromer Farbgebung.
Durch diese provozierende Darstellungsweise drängen sich die gemeinten rudimentären menschlichen Spuren dem Betrachter förmlich direkt entgegen und wollen existentielle Betroffenheit und ein Verantwortungsgefühl für die Umwelt auslösen.
Ein teilweise gespaltenes, häufig vorhandenes quadratisches Zeichen wirkt wie ein Konzentrations- und Ruhepunkt, ein weißes Segel am Horizont vielleicht wie ein Fluchtgedanke.
Die berufliche Erfahrung des Künstlers mit der originär vitalen Ausdruckskraft von Kindern hat ihn beflügelt, selbst unbekümmert solche Bilder zu schaffen.
Strandbilder
Modellhaft bilden saisonal verlassene Strände die skrupellose Inbesitznahme und Zerstörung der Natur durch den Menschen ab.
Umweltbilder
Durch seine desolaten Hinterlassenschaften aus Geschichte und Gegenwart zeigt sich die Verantwortung des Menschen für eine nicht mehr lebenswerte Umwelt.
Projekt: Falter
Aus einem dynamisch spiraligen, chaotisch erscheinenden Liniengeflecht hebt er geometrische Figuren flächig hervor. Durch Verdopplung und Kopplung von Dreiecken entsteht sein besonderes bildnerisches Zeichen: Kauths „FALTER“.
Dieser gleicht eher einem Origamiprodukt als seinem biologischen Namensvetter und präsentiert sich als Vehikel immanenter Bewegung. Der Betrachter wird unwillkürlich dazu eingeladen, dessen angezeigter Flugbahn in, über und durch die Bildlandschaft zu folgen und sogar darüber hinaus. Die Grenzen des virtuellen und des realen Bildraums verschwimmen. Es eröffnen sich Wege zu unmittelbarer Ansprache und Betroffenheit.
Die Bilder des Falterobjekts thematisieren Vergänglichkeit und die kreative Polarität von Chaos und Ordnung.
Auch auf geeignete frühere Arbeiten lässt Kauth seine Falter ausschwärmen, um diese neu zu erschließen.
Projekt: Spirale
In seinem Spiralprojekt türmt der Künstler Spiralen bzw. Spiralelemente in mehreren farblich differenzierten Schichten übereinander, wodurch die grundsätzliche Dynamik dieser Bilder entsteht.
Unterschiedliche flächige Kopplungen dieser Linien zu Bändern und die Hinzufügung geometrischer Formen, wie Drei- und Vierecken sowie Kreisen, lassen schließlich Zug um Zug ein Bildganzes entstehen.
Die Dreiecke haben einen Pfeilcharakter, wirken richtungweisend und zielgerichtet, die Vierecke reservieren Raum wie Wände, und die kreisförmigen Verdichtungen erweisen sich als Treff-, Flucht-, Dreh- und Angel- und Schlusspunkte, etc…
Der Künstler lässt dem Zufall breiten Raum und akzeptiert ihn als willkommenen Partner.
Projekt: Zweitbilder
Aus bei der Arbeit anfallenden Farbresten, die er auf bereitstehenden Leinwänden impulsiv abstreift, entstehen die Ausgangskonstellationen für seine sogenannten Zweitbilder.
Persos und royals
Die „Perso“-Serie baut auf diesem Prozess auf, nutzt jeweils ein gleich großes rechteckiges Format – in Anlehnung an das Passfoto im Ausweis - und entwickelt darauf unterschiedliche „Portraits“ mit existenziell karikaturistischen Zügen, wie z.B. „Young lady“.
Mit goldenen Kronen werden sie zu „royals“.
Projekt: Thematische Bilder
Mit unterschiedlich langen bzw. breiten Klebestreifen gestaltet H.D.Kauth auf der Leinwand verschiedene zu dieser Technik passende Abbildungen und enthüllt dabei eine teilweise ungewöhnliche Sicht auf die Gegenstände.
Projekt: Gedichte
Eine besondere Hintergrundstruktur für eine weitere Gruppe seiner Bilder entwickelte H.D.Kauth 2010 auch aus Text- und Gedichtzeilen, die er ganz prosaisch in Buchstaben zerlegte und die er dann impulsiv in mehreren Schichten, farbig differenziert, in unterschiedlichsten Lagen und Größen auf die Leinwand streute. Aus diesem Linienknäuel entwickelte er anschließend Schritt für Schritt eine bildnerische Variante des verbalen Ursprungsthemas.
Projekt: Papierbilder
In den Papierbildern spiegeln sich die malerische Herangehensweise und thematische Entwicklung der Bildsprache von H.D.Kauth. Wie auf den Leinwänden benutzt er auch hier Acrylfarben und die bekannten Klebestreifen, seltener Blattgold.
